Habemus Papam! 
Habemus Papam? Habemus Papem due! Tres!

von Johannes Fähndrich

Die große abendländische Kirchenspaltung (Schisma)

(Nicht das einzige Papstschisma: andere Schismen waren natürlich zunächst die Spaltung zwischen den  orthodoxen Kirchen und der katholischen bzw. Rom und Byzanz sowie die anderen Paptsschismen von 1061, 1130 und 1155)

 Vorgeschichte

Bereits die letzten Jahrzehnte des 13. Jh standen die Päpste unter dem Einfluss der Anjous von Neapel.
Weit Schlimmeres kam dann unter Bonifatius VIII. (1294-1303): der stolze Mann wollte durch großen Prunk zeigen, dass er der Herrscher der Welt sei.

Sein erfolgloser Kampf mit König Phillip IV. Von Frankreich enthüllte aber den schmählichen Widerspruch seiner Ansprüche und seiner tatsächlichen Ohnmacht. 
Und schließlich begab sich die Kurie in Abhängigkeit vom französischen König, indem
Klemens V. (1305-14) den Sitz des Papstes von Rom nach Avignon in der Provence verlegte, wo er von 1309-1377 lag - die „babylonische Gefangenschaft“ der Päpste.

Avignon gehörte zwar nicht dem französischen König, sondern dem König von Neapel, einem Lehensmann des Papstes, 1348 kaufte es  dieser selbst. Es lag aber in der Einflußsphäre des Königs.

Der Papst mußte dort auf Druck Phillips den posthumen Prozess gegen Bonifaz VIII. eröffnen – und vor allem den fingierten Prozess gegen die Templer (ab 1307). Obwohl eine päpstliche Untersuchungskommission und das Konzil von Vienne (1310-12) den Templerorden freisprachen, hob der Papst 1312 den Orden auf und sprach seinen Besitz den Johannitern zu – und zumeist wurde er Beute des Königs und der weltlichen Mächtigen. 

Dem Deutschen Kaiser gegenüber, Ludwig dem Bayern (1314-1347), war das Papsttum allerdings umso anmaßender. 
Dieser Kampf brachte dem Kaisertum manche Erfolge, aber auch herbe Niederlagen. Letztlich wurde allerdings der Anspruch der Kurie, die deutsche Königswahl zu bestätigen, abgewiesen. 
[ => dazu auch die lange währende Fehde zwischen Papst- und Kaisertum darüber, wer die Weltherrschaft innehat („2-Schwerter-Lehre“, Investiturstreit)]  

Seit den Kreuzzügen vollzog sich übrigens in Europa eine riesige Umwälzung: der Übergang zur Geldwirtschaft. 
Die Kirche reagierte darauf „rechtzeitig“ und wurde zur ersten großen Geldmacht des Abendlandes, besonders durch ein ausgefeiltes und streng kontrolliertes System von Abgaben und Steuern.

Dem Verfall der kirchlichen Leitungsgewalt entsprach ein fast allgemeiner Niedergang der übrigen kirchlichen und religiösen Kräfte, namentlich der Verfall der Orden und der Scholastik (kirchliche Wissenschaft; schola = Schule). 

Als Gegenbewegung dazu ist die Mystik zu nennen (Mechthild von Magdeburg; Meister Eckehart, *1260? zu Hochheim bei Gotha aus einem Rittergeschlecht; Magister in Paris, 1303-1311 Ordensprovinzial der Dominikanerprovinz Sachsen; starb 1327 während seines Ketzerprozesses zu Köln).

Die Volksfrömmigkeit bewegt sich bei alledem wie ehedem um Wallfahrten, Ablässe, Reliquien, Wunder sowie um die kirchliche Sitte.

 Die Rückkehr der Kurie nach Rom 

In Italien kam es unterdessen aber zum wilden Parteienstreit, was das Papstum geradezu mit dem Verlust des Kirchenstaates bedrohte und zur Rückkehr nach Rom nötigte. (1347 gewann in Rom Cola di Rienzo zunächst als „Volkstribun“, dann als „Augustus“ die Herrschaft; danach kaufte 1348 Klemens IV. zunächst Avignon)

1377 verlegte Gregor XI den Papstsitz wieder nach Rom. Auslöser waren auch die Prophetischen Stimmen von Katharina von Sienna (+1380) und Brigitta von Schweden, einer schwedischen Prinzessin, die in Rom lebte, um beständig den Papst zur Rückkehr zu mahnen (+1373 ebd.).

Stärker waren aber die politischen Gründe; leider starb Gregor bereits 1378.

Nun brach die Kriche entzwei, und zwar durch die nationale Eifersucht der Franzosen und der Italiener, besonders aber durch das Machtstreben der Päpste einerseits und der Kardinäle andererseits.

Denn der Italiener Urban VI. (1378-1389) fand zunächst Unterstützung der französischen (ultramontanen) Kardinäle; als er aber energische Reformen begann und mehr italienische Kardinäle einsetzen wollte, sagten sich die Ultramontanen von ihm los und setzten den Kardinal Robert von Genf als Klemens VII. ein (1378-1394), der Sitz in Avignon nahm.

Zur „Obödienz von Avignon“ gehörten Frankreich, Sardinien, Sizilien, Neapel, Schottland und einige west- und süddeutsche Gebiete, v.a. die Habsburgischen.

Zur „Obödienz von Rom“ gehörten das Deutsche Reich, Mittel- und Norditalien, die östlichen und nördlichen Länder, Flandern und England.

Um Neapel wurde mehrere Jahre Krieg geführt (wuaaaah!) und dann Rom unterworfen.

Die verwüstenden Folgen des Schismas wurden bald im religiösen und wirtschaftlichen Leben der Völker sichtbar: 
Jeder der Päpste belegte das Gefolge des andern mit Bannflüchen, was für die Gläubigen peinvolle Ungewissheit des ewigen Heils brachte. Und ein doppeltes Papsttum verdoppelte auch die finanzielle Last der Kirche an die 
Völker und die kirchliche Mißwirtschaft. 
Der Verfall des Papsttums und der Niedergang der übrigen kirchlichen Organe führte das Zeitalter der großen Refomversuche herauf ....

 [John Wiclif (um 1328-1384) und Johannes Hus; die Reformkonzile zu Konstanz und Basel.]

... aber das ist dann größtenteils „nach unserer Zeit“.

 Und wie ging das Papstschisma zu Ende?

Es gelang nicht, einen Papst zur freiwilligen Abdankung zu bringen und auch nicht, mehrere Länder zur Neutralität zu bewegen, um so einen der Päpste durch Entzug seiner Einkünfte zur Abdankung zu zwingen.
Schließlich beriefen die Kardinäle beider Päpste 1409 ein allgemeines Konzil nach Pisa.
Die Synode setzte beide Päpste ab, Gregor XII und Benedikt XIII, und wählte einen neuen, Alexander V., einen Griechen.

Aber das vergrößerte nur die Pobleme: statt zwei Päpsten gab es nun – drei.

Tatsächlich gelöst wurde es erst auf dem Konzil zu Konstanz, quasi also bewirkt durch den einberufenden König Sigmund. Johannes XXIII. versuchte dies noch durch Flucht zu verhindern – doch die Synode erklärte sich trotzdem zum rechtmäßigen allgemeinen Konzil und erhob mit dem Beschluss, dass das allgemeine Konzil dem Papst übergeordnet sei (!) den Episkopalismus zum Dogma (!!).

Nach Gefangennahme und Absetzung von Johannes XXIII. dankte Gregor XII. ab, die Obödienz Benedikts XIII. löste sich auf.

Literatur:         Heussi, Karl. Kompendium der Kirchengeschichte, §65-67

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